University Medical Center Göttigen

GENOTYP-PHÄNOTYP BEZIEHUNGEN UND DIE NEUROBIOLOGIE
DES LONGITUDINALEN PSYCHOSEVERLAUFS

Netzwerk der Grundlagen- und klinischen Forschungsansätze

Netzwerk gemeinsamer Grundlagen- und klinischer Strategien zur Entschlüsselung der biologischen Grundlagen psychiatrischer Störungen.

Allgemeine Informationen

Die Erforschung der molekularbiologischen Grundlagen von Psychosen (Schizophrenie [SZ] und Bipolare Störung [BD]) ist an einen wichtigen Punkt gelangt. In mehrere tausend Patienten umfassenden Samples wurden genomweite Assoziationsstudien (GWAS) durchgeführt, deren Ergebnisse in Meta- und Megaanalysen analysiert werden. GWAS haben zur Identifikation etlicher neuer Risikogene für Schizophrenie und Bipolare Störung geführt. Allerdings sind die bislang identifizierten Varianten nur für einen Bruchteil dieser Krankheiten verantwortlich. Aus diesem Grund müssen auf single-nucleotid Polymorphismen (SNPs)basierende GWAS im Rahmen komplementärer Ansätze wie eingehende Kandidatengenstudien, Analysen von Copy Number Variants (CNV), Sequenzierung, Gen-Umwelt-Studien, Pharmakogenetik, Epigenomik, Bildgebung, Neurobiologie und innovative statistische Datenmodellierung von Genotyp-Phänotyp-Beziehungen eingebettet werden.

Ein hierbei bislang unbeschrittener Weg ist die Untersuchung longitudinaler Phänotypen. Bis heute haben sich die Anstrengungen auf Querschnitt-Samples bestimmter klinischer Diagnosemerkmale für Schizophrenie oder Bipolare Störung anhand ICD-10 oder DSM-IV konzentriert, obwohl es gängiges klinisches Wissen ist, dass sich der Verlauf der Erkrankungen bei Patienten in vielen Aspekten individuell deutlich unterscheidet. Dies betrifft unter anderem individuelle Rezidivmuster, die Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit nach einer akuten Krankheitsphase, den Grad der Erwerbsunfäigkeit und die kognitiven Funktionen in Bezug zur Dauer der Krankheit. Diese Klinische Forschergruppe fokussiert auf ein ganzheitliches Netzwerk zur Untersuchung des longitudinalen Verlaufs der Psychose.

Die Klinische Forschergruppe beinhaltet sowohl eine klinische als auch eine grundlagenwissenschaftliche Komponente. Im klinischen Arm führen wir bei einem der größten je für solche Zwecke etablierten Kollektiv mit insgesamt 3.200 an einer Psychose erkrankten Individuen (2.200 mit SZ, 1.000 mit BD) GWAS (TP1/ 2 in Kooperation mit TP5), Studien zu Kandidatengenen (TP1/2 in Kooperation mit TP5), Bildgebungs- und neurobiologische Studien (TP2) durch und verfolgen zudem pharmakogenetische Ansätze (TP3). Die Studien werden begleitet durch Untersuchungen an 1.200 leicht verfügbaren gesunden Kontrollpersonen sowie einem populationsbasierten Sample aus 3.000 Kontrollen, das eine eingehende, mit denjenigen der Patienten überlappende Phänotyp-Charaktersierung umfasst. Der klinische Arm findet Ergänzung durch grundlagenwissenschaftliche Projekte wie Mausmodelle zur epigenetischen Regulation (TP4) und die Untersuchung des Einflusses von Umweltfaktoren auf potentielle Risikogene für den longitudinalen Verlauf der Psychose (TP6).

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Last update:
06.08.2014